Kreisfeuerwehrverband Reutlingen

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Betzinger Bunker am Haken

Einsatz der Feuerwehr ReutlingenHL - mit Feuerwehrkran am von GEA Reutlingen

Ortsgeschichte - Außergewöhnliche Verladeaktion der Reutlinger Feuerwehr. Mit 30-Tonnen-Kran im Einsatz

Betzinger Bunker am Haken

VON ULRIKE GLAGE

REUTLINGEN-BETZINGEN. Katzen hat sie schon aus Bäumen befreit, Kinder aus ihren Schulbänken. Aber eine Rettungsaktion für einen Zweimannbunker, das gab's noch nie in der Geschichte der Reutlinger Feuerwehr. Ein historischer Moment also, auch für die Betzinger: Die mussten »ihrem« kleinen Bunker an der Echaz gestern Servus sagen. Von einem 30-Tonnen-Kran der Feuerwehr wurde er in einem etwa einstündigen Spektakel an den Haken genommen und in Millimeterarbeit auf einen Tieflader gehievt. Der chauffierte ihn Richtung neue Heimat: »Bunkermuseum« in Feuerbach.



Zum letzten Mal Betzinger Luft geschnuppert: In einer Rettungsaktion der besonderen Art hievte die Reutlinger Feuerwehr gestern den Zweimannbunker mit einem 30-Tonnen-Kran auf den Tieflader, der ihn ins Stuttgarter Museum brachte.
FOTO: NIETHAMMER

Das Ganze war für alle Beteiligten eine extrem spannende Angelegenheit. Auch für die Mitglieder des Vereins Schutzbauten Stuttgart, die den Betzinger Bunker - er muss der neuen Echazbrücke weichen - in ihre schwergewichtige Sammlung aufnehmen. Sie wollten auch die komplette Verlade-Aktion mithilfe des Stuttgarter Feuerwehrvereins organisieren. Von dort kam zwar der Tieflader, mit dem Kran half allerdings die Reutlinger Feuerwehr aus.

»Der Einsatz ist es uns wert«

Gestern Morgen ging's dem Betzinger Bunker also ans Fundament. Sorgenvolle Mienen allenthalben: Bei genauerer Inspektion des Relikts aus dem Zweiten Weltkrieg waren »schwerwiegende« Risse, so Rolf Götze vom Schutzbauten-Verein, festgestellt worden. »Es kann sein, dass er zerbricht.« In diesem schlimmsten Fall der Fälle sei der Verein aber entschlossen, ihn wieder »zusammenzuflicken«. »Der Einsatz ist es uns wert«, meinte Götze und bezog das auf die ganze Rettungsaktion. Schließlich gibt es nur noch drei Einmannbunker - ein weiterer steht in der Bismarckstraße - in Baden-Württemberg, etwa eine Handvoll, so der Experte, in ganz Deutschland.

Den Betzinger Bunker an die Kralle zu bekommen, erwies sich für die Feuerwehrleute in mehrfacher Hinsicht als diffizil. Weil unmittelbar vor seinem Standort an der Echaz der alte Triebwerkkanal verläuft, der Aufbau dort also nicht sonderlich tragfähig ist, konnten sie mit ihrem schweren Kranwagen nicht direkt an den Bunker fahren. Je weiter aber der Winkel, desto weniger belastbar ist der Auslader. Normalerweise wäre die 4,5 bis 5 Tonnen wiegende Rarität kein Problem gewesen, jetzt aber sehr wohl. Millimeter um Millimeter tastete sich der Kran vor, hatte auch irgendwann das Bauwerk an der Angel. Und siehe da: Beim Abheben hing nicht etwa das ganze kleine Bunkerle dran, sondern nur der 1,5 Tonnen schwere Deckel. Lange Gesichter - nur nicht bei den Fachleuten. »Das ist Spitze, denn so verringert sich das Gewicht«, freute sich Rolf Götze.

Mit Hilfe von Spanngurten ging's ans Eingemachte, doch der Bunker zeigte sich standfest. Erst rührte er sich gar nicht vom Fleck, dann nur ruckweise. Erklärung der Experten: Das Fundament war verklemmt. Irgendwann baumelte er dann doch in der Luft und auf den Tieflader, mit dem er seine Reise nach Stuttgart antrat. Zunächst mal kommt er in ein Depot, weil der Verein für seinen geplanten Standort beim Museum noch die Genehmigung der Stadt Stuttgart braucht.

Am Abend zuvor war die Abschiedstournee des historischen Bauwerks auch Thema im Betzinger Ortschaftsrat. Nachdem das Gremium mehrheitlich beschlossen hatte, ihn dem Stuttgarter Schutzbauten-Verein zu vermachen, meinten einige plötzlich, in Betzingen wäre er wegen seines »historischen und ideellen Wertes« (Frank Schmid) besser aufgehoben. Die Reutlinger Verwaltung, stellte daraufhin Bezirksbürgermeister Thomas Keck klar, sei aber nicht bereit gewesen, die Versetzung des Bunkers zu finanzieren. »Wir selbst können das nicht zahlen - die Alternative wäre der Abriss gewesen.« (GEA)

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