Kreisfeuerwehrverband Reutlingen

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Spezialisten in allen Notlagen

von Generalanzeiger Reutlingen

Jubiläum - Freiwillige Feuerwehr Ohmenhausen feierte in der Turn- und Festhalle ihr 125-jähriges Bestehen
Spezialisten in allen Notlagen

VON ANDREA ANSTÄDT

 

REUTLINGEN-OHMENHAUSEN. Die Jugendband des Ohmenhäuser Musikvereins spielte »Smoke On The Water« (Rauch über dem Wasser), doch die versammelte Schar von Feuerwehrleuten in der Festhalle durfte dieses Mal sitzenbleiben. An diesem Abend hatten andere Dienst, galt es doch, den Festakt zum 125-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Ohmenhausen standesgemäß zu begehen. Dazu gehörten neben den musikalischen Einlagen Festreden und Grußworte, gefolgt von einem stattlichen Buffet sowie dem Anzapfen des 30-Liter-Bierfasses, das sechs Feuerwehrkameraden aus dem sächsischen Pirna als Gastgeschenk mitgebracht hatten.

Abteilungskommandant Ralph Maier und Oberbürgermeisterin Barbara Bosch blickten in ihren Reden zurück auf die Entstehungszeit der organisierten Feuerwehr im 19. Jahrhundert in Reutlingen und in Ohmenhausen.

Was im Falle der Bezirksgemeinde nicht so einfach ist. Ausgerechnet ein Feuer hatte große Teile der Akten vernichtet. »Die französischen Besatzer hatten sich damals damit ein wärmendes Feuerchen gemacht«, erläuterte Ralph Maier. Dank der Recherchen des früheren Bezirksbürgermeisters Kurt Baermann konnte aber doch ein wenig Licht ins Dunkel gebracht werden.

Allmähliche Verbesserung Der große Stadtbrand in Reutlingen im Jahr 1726 hatte zu einem Umdenken und einer allmählichen Verbesserung der Brandbekämpfung in der Stadt, aber auch in den umliegenden Gemeinden geführt.

Nachdem sich 1847 in Reutlingen ein Löschverein gegründet hatte, der nach militärischem Vorbild ausgerichtet war, wurde in Ohmenhausen am 24. November 1885 eine Pflichtfeuerwehr gebildet, die sich wohl aus allen männlichen Erwachsenen zusammensetzte. Erster Kommandant war Martin Maier.

»Mir ist nicht bekannt, ob er mit mir verwandt ist, aber das ist in Ohmenhausen natürlich nicht ausgeschlossen«, stellte Ralph Maier mit einem Augenzwinkern fest. Es wurden damals sogar Uniformen angeschafft, allerdings nicht für alle 200 Feuerwehrmänner, sondern nur elf Tuchröcke. Der Rest musste sich mit Armbinden begnügen.

Im Zusammenhang mit dem Bau der Wasserleitung wurde 1927 die Pflichtfeuerwehr in eine Freiwillige Feuerwehr umgewandelt und auf 90 Mann reduziert, davon 19 Mann in einer Musikkapelle. Nach dem Zweiten Weltkrieg genehmigten die Besatzer die Aufstellung von zunächst acht Feuerwehrleuten in Ohmenhausen.

1960 bekam die Feuerwehr ein eigenes Tanklöschfahrzeug und 1965 konnte das Feuerwehrgerätehaus in der Wasenstraße eingeweiht werden, das man sich damals noch mit dem Bauhof teilte. In all' den Jahren habe sich viel verändert bei der Feuerwehr. Zur klassischen Brandbekämpfung seien vielfältige neue Aufgaben hinzugekommen, stellte die Oberbürgermeisterin fest. »Sie sind zu Spezialisten in allen Notlagen geworden.«

An Veränderungen anpassen Stadtbranddirektor Harald Herrmann hob vor allem die Veränderungen in den letzten 25 Jahren hervor. »Tradition und Fortschritt sind wohl nirgends so vereint wie bei der Feuerwehr.«

Zum einen gelte es, sich stets an die Veränderungen in der Industrie, der Produktion und der Gesellschaft anzupassen. Fotovoltaikanlagen, neue Sicherheitssysteme und Baustoffe sowie moderne, offene Bauweisen verlangten ein ständiges Überprüfen und Anpassen der Einsatzkonzepte. »Weiterbildungen und regelmäßiges Training stellen hohe Anforderungen an jeden Einzelnen.« Zum anderen agiere die Freiwillige Feuerwehr in ihrem Selbstverständnis weiterhin getreu der Tradition des von der Nachbarschafts- und Nächstenhilfe geprägten Gedankens.

Die Stadt stelle Geräte und Ausrüstung, die Feuerwehrleute leisten ihren Dienst ehrenamtlich und engagieren sich für ihren Ort.

»Wenn's brennt, auch ohne Feuer, seid Ihr da«, bestätigte Bezirksbürgermeisterin Heide Schnitzer, die ein echtes Ohmenhäuser »Feuerwasser« als Geburtstagsgeschenk überreichte.

Im Namen der Vereine bedankte sich Bernd Kuhnle für das Engagement der Feuerwehrleute, die bereit seien, notfalls auch die persönliche Gesundheit für die Allgemeinheit einzusetzen. (GEA)