Spektakel - »Nacht der offenen Tür« bei der Feuerwehr. Einsatz verzögerte abends die Vorführungen
Der Tanz der Drehleitern
Von Benjamin Dürr
REUTLINGEN. Wasser trifft Feuer. Licht im Dunkel der Nacht. Kühler Abendwind in den Haaren und warme Musik aus Dudelsäcken - Gegensätze ziehen sich an. Das finden die Macher der ersten »Nacht der offenen Tür« zwischen Samstag und Sonntag, deren Magie der Gegensätze achttausend Besucher in die Wache der Reutlinger Feuerwehr gezogen hat.
Mit dem Spiel der Kontraste, der damit erzeugten Spannung und dem Reiz von Feuerschein und Blaulicht, setzten sich die Reutlinger Feuerwehren in Szene.
Die Aufführungen waren Spektakel, der Hof war die Bühne - in den Hauptrollen die Feuerwehrmänner, ihre dröhnenden Maschinen. Bei einem neuneinhalb Stunden langen Programm - zwischen Samstagnachmittag und Sonntagnacht - waren Einblicke in den Alltag der roten Retter möglich, Blicke in die Spinte und hinter die großen Tore, wo sonst Fahrzeuge auf ihren Einsatz warten. Andrang herrschte auch bei den Einsatzübungen der Jugendfeuerwehr und der Rettungsübung am Turm der Feuerwache.
Puppentheater umdrängt Die Fahrzeuge waren geöffnet, die Plätze darin begehrt: Für einen Blick in den Bus der Einsatzleitung mit Konferenztisch, großem Flachbildschirm, mit Telefonen und Computern standen Besucher Schlange. Dreihundert Kinder, so Stadtbranddirektor Harald Herrmann, drängten sich beim Puppentheater am Nachmittag und damit »viel mehr, als wir erwartet haben«. Auch sonst sei das Interesse groß, die Reutlinger Feuerwehr als Veranstalter der ersten »Nacht der offenen Tür« ist mehr als zufrieden: »Wir hatten einen Wahnsinns-Zuspruch«, so Herrmann.
Eine zusätzliche Drehleiter aus Pfullingen stand allerdings im Hintergrund bereit: denn, wer löscht, wenn die Feuerwehr feiert und Tausende Gäste auf den Hof geladen hat? Stadtbranddirektor und Feuerwehrchef Harald Herrmann beruhigte: »Wir sind natürlich trotzdem einsatzbereit!« Man sei »standardmäßig besetzt, wie an jedem Samstag auch«. Fahrzeuge seien in der Garage geblieben und bereit, auszurücken.
Und dann kam es tatsächlich zum Ernstfall. Alarm um 21.15 Uhr: Ein Brand in der Erwin-Seitz-Straße sorgte für Hektik, sechzehn Mann mit Löschzug mussten in den Einsatz. Die Programmpunkte des Abends verschoben sich um eine halbe Stunde. Das galt auch für das »Drehleiterballett« der Berufsfeuerwehr, das eigens für die »Nacht der offenen Tür« einstudiert worden und bereits einmal um 18.30 gezeigt worden war. Doch mit Verzögerung kam es noch zu diesem nächtlichen Highlight.
Im Takt bewegt Die Maschinisten versuchten dabei, die drei Reutlinger Drehleitern in einer eigens entwickelten Choreografie weitgehend synchron zu bewegen. Und das war schon deswegen schwierig, weil es sich um drei völlig unterschiedliche Fahrzeuge unterschiedlichen Alters mit unterschiedlichen Reaktionszeiten handle. Doch es gelang. Die großen illuminierten Geräte bewegten sich vielleicht nicht gerade graziös, aber im Takt.
Und ebenso effektvoll war später noch die Lichtprojektion auf einen »Wasservorhang«, der mit zwei Strahlrohren und einem sogenannten Hydro-Schild der Abteilung Sondelfingen gebildet wurde. Aktuelle Bilder vom Tag waren zu sehen. Unterhaltung war damit geboten und für Live-Musik sorgte zum einen die Band »two of us« und nach 23 Uhr erklangen die Dudelsackklänge der »Original Royal-Sulgemer Crown-Swamp-Pipers«. (GEA)