Die Städte Roanne und Reutlingen gingen vor 51 Jahren eine Städtepartnerschaft ein. 1958 wurde die erste offizielle Urkunde im Reutlinger Rathaus unterzeichnet. Oskar Kalbfell und sein französischer Amtskollege Jacques Gougenot taten das zu einer Zeit, als es noch viele Gräben und offene Wunden gab. Es gab nur sehr wenige Städte links und rechts des Rheins, die damals, gerade einmal 13 Jahre nach dem schrecklichen Krieg, solche Verbindungen eingingen.
Elf Jahre später, 1969, trafen sich dann erstmals deutsche und französische Feuerwehrleute der beiden Städte in Roanne. Heute, 40 Jahre später konnten sie nun neben dem großen Geburtstag der Städte, ihren kleineren, jedoch nicht weniger bedeuteten, Feuerwehrpartnerschaftsgeburtstag feiern.
Neben der offiziellen Delegation mit Oberbürgermeisterin Barbara Bosch und Bürgermeister Robert Hahn reisten auch Reutlinger Feuerwehrleute zusammen mit der rund 220-köpfigen Gruppe von Schülern, Vereinen und der offiziellen Delegation aus Stadträten und »Pionieren der Partnerschaft« zu den Städtepartnerschaftsfeiern nach Roanne.
Am Freitagabend kamen die Busse gegen 19.30 Uhr, ca.2 Stunden später als geplant, in der Partnerstadt an der Lorie an. Mit Blaulicht eskortierte die Roanner Feuerwehr auf den letzten Metern die Busse zum Treffpunkt, wo die sie ungeduldig erwartet wurden.
Von dort aus ging es für die Feuerwehrmänner direkt zur Feuerwache. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Kommandanten Frederic Gay ging es direkt in die Taverne Alscasine zum Nachtessen. Kommandant Harald Herrmann dankte den Roanner Feuerwehrleuten für den großartigen Empfang, der wieder von Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Wärme geprägt gewesen sei.
„Wir alle dürfen Stolz darauf sein, dass unsere Vorgänger fortschrittlich und weitsichtig waren, so Herrmann, ja den Mut aufgebracht haben, aufeinander zu zu gehen, den Dialog über die Grenzen hinweg zu suchen. Die damals schon modernen Feuerwehren Roanne und Reutlingen haben sich vor 40 Jahren mit aufgemacht, an dem gemeinsamen Europa zu bauen. Aus der einstigen Verschwisterung sei heute eine tiefe Freundschaft geworden.
Herrmann erinnerte in seiner Ansprache auch daran, dass die Freundschaft in den letzten 40 Jahren Höhen und Tiefen überstanden hätte. Dass sie trotzdem immer Bestand hatte, lag nach seiner Einschätzung auch an der gemeinsamen Aufgabe, dem Kampf gegen das Feuer und der Rettung von Menschen, die besonders verbindet.
Aber auch daran, dass die Treffen immer geprägt waren von Geselligkeit, Menschlichkeit, Herzlichkeit sowie dem Austausch der Arbeitsweisen, der Einsatztaktik und dem technischen Know-how. Alle Treffen hätten letztlich dazu geführt, dass die Feuerwehrarbeit verbessert und bereichert werden konnte. Er überreichte der Roanner Feuerwehr eine Fotodokumentation, die die vergangenen 40 Jahre sowie die Treffen in Wort und Bild festhielt.
Am Samstagvormittag nahm die Feuerwehr am offiziellen Festakt der Städte im prächtigen alten Theater in unmittelbarer Nachbarschaft des Rathauses teil. Durch das Programm führten Susi Ambros, eine gebürtige Eningerin und ihr Ehemann Philippe Lagresle, die sich vor 30 Jahren bei einem Schüleraustausch in Roanne kennen gelernt hatten. – Dies sei ein wunderbares Beispiel „einer Liebesgeschichte, die Bestand hat“, zog die Roanner Bürgermeisterin Laure Déroche eine Parallele zur Partnerschaft zwischen den beiden Städten.
Am Ende der ebenso perfekt wie liebevoll gestalteten Inszenierung, die gespickt war mit multimedialen Präsentationen, der Verknüpfung von Geschichte und Gegenwart sowie einer ausgewogenen Mischung aus feierlichen, spannenden und anrührenden Momenten, unterzeichneten Oberbürgermeisterin Bosch und Bürgermeisterin Déroche im Beisein von Jean Chaumette, einem Städtepartnerschafts-Pionier der ersten Stunde, eine Charta, die die Beziehungen zwischen den beiden Städten intensivieren soll.
OB Barbara Bosch bezeichnete die Partnerschaft als eine ständige Herausforderung „Bewährtes zu Pflegen und gleichzeitig nach vorne zu schauen“ und gerade auch in Zeiten der Wirtschaftskrise „immer wieder neue Möglichkeiten und Chancen der Kontakte der Austausche zu entdecken“. – Vorgetragen wurde der Partnerschaftseid von den beiden Schülerinnen Jade und Morgan und bekräftigt durch Vertreter aus den englischen, italienischen, rumänischen und polnischen Partnerstädten Roannes, Tom Wilson, Giovanni Rossi, Dragos Chitic und Tadeusz Krzakowski
Als dann zum Schluss der Veranstaltung die Marseillaise orchestral und wuchtig intoniert –und das Deutschlandlied gespielt wurde liefen den Feuerwehrangehörigen feierliche Schauer über den Rücken.
Am Nachmittag fuhren die Feuerwehrangehörige mit ihren französischen Kameraden aufs Land. Eine Menschenkette der Freundschaft mit Lampions, an der die Feuerwehr am Samstagabend vor dem Rathaus wieder teilnahm, stimmte auf den Festabend ein.
Dort gab es nach dem Essen eine riesige Partnerschaftstorte, die die Feuerwehren beider Städte den Gästen präsentierten. Die Stadtoberhäupter, unterstützt durch die Kommandanten Gay und Herrmann, schnitten auf - und servierten.
Danach wurde bis in die Nacht gefeiert und getanzt. Am Sonntagmorgen trat die Delegation aus Reutlingen müde aber zufrieden mit dem Bus die Heimfahrt an.