Am vergangenen Freitag verabschiedete die Reutlinger Feuerwehr ihren langjährigen stellvertretenden Kommandanten Helmut Kober mit einem großen Fest in der Fahrzeughalle der Feuerwache.
Rund 350 Feuerwehrangehörige und 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Polizei, Hilfsorganisationen und die Vertreter der Feuerwehren des Landkreises zollten Kober zum Ende seiner aktiven Feuerwehrlaufbahn Respekt und Anerkennung.
Kommandant Harald Herrmann konnte neben Oberbürgermeisterin Barbara Bosch und Finanzbürgermeister Peter Rist den Staatssekretär Dieter Hillebrand, Landrat und Ehrenmitglied der Feuerwehr Thomas Reumann, die Fraktionsvorsitzenden des Reutlinger Gemeinderates, den Landesbranddirektor, den Bezirksbrandmeister, den Kreisbrandmeister sowie den gesamten Kreisfeuerwehrverbandsausschuss unter Leitung von Hans-Peter Merker willkommen heißen.
Aber auch Vertreter der Partnerstädte aus Roanne und Aarau waren bei der Abschiedsparty da.
Oberbürgermeisterin Barbara Bosch würdigte Kober, der nunmehr seit über 41 Jahren im Dienste der Feuerwehr Reutlingen, über 28 Jahre hauptamtlich bei der Feuerwehr der Stadt Reutlingen und davon fast 17 Jahre als stv. Feuerwehrkommandant tätig war. Sie beschrieb Kober als Mann mit großen fachlichen Erfahrung, der in allen Kreisen der Feuerwehr, in der Stadt, im Landkreis, in der Region und auch in unseren Partnerstädten geachtet und hoch geschätzt sei.
Vor allem seine ruhige besonnene Art, die Fachkompetenz, das kameradschaftliche Verhalten - ja die besondere Mischung aus Fachmann und Mensch - sei überall geschätzt gewesen. Was Helmut Kober sagte war durchdacht, hatte Gewicht und erzielte stets große Wirkung.
Disziplin, Mut, Einsatzbereitschaft, Zuverlässigkeit und Beständigkeit - vor allem aber die Bereitschaft jederzeit Verantwortung zu übernehmen, über den Tellerrand hinaus zu blicken und trotzdem nie die Bodenhaftung zu verlieren, waren Attribute von Kober.
Oberbürgermeisterin Barbara Bosch und Feuerwehrkommandant Harald Herrmann verliehen an Kober die Ehrenmitgliedschaft der Reutlinger Feuerwehr, die höchste Auszeichnung, die die Feuerwehr vergeben darf.
Landesbranddirektor Hermann Schröder verglich den Feuerwehreinsatzleiter Helmut Kober mit dem Bergsteiger Helmut Kober. Er sagte - „als einen Mann, der die Berge liebt, waren sie ein ruhiger, besonnener Einsatzleiter, wägten ihren Weg und ihre Schritte ab, konnten Risiken abschätzen, Ziele auch aufgeben oder zu einem anderen Zeitpunkt wieder aufnehmen konnte". Vor allem Ihr Wirken weit über die Stadt Reutlingen hinaus sei bemerkenswert gewesen. Kober hätte zum Ende der 70er Jahre den ABC-Zug im Landkreis Reutlingen übernommen und aufgebaut.
Maßgeblich hätte er zu Beginn der 80 er Jahre die Sprechfunkausbildung im Landkreis, dann in der Region für die Landkreise Reutlingen, Tübingen, Zollernalb und Sigmaringen vorangebracht, in dem er Seminare für die Ausbilder gestaltet und durchgeführt habe. Aber auch der Aufbau der Notfallseelsorge in Stadt und Kreis Reutlingen, die Einführung der praktischen Ausbildung und bei der Einführung neuer Löschmittel hätte Helmut Kober vorbildliche Pionierarbeit für das Feuerwehrwesen in Baden-Württemberg geleistet.
Aber auch an der Einrichtung der Reutlinger Berufsfeuerwehr sei Kober maßgeblich beteiligt gewesen
Landesbranddirektor Hermann Schröder zeichnete Helmut Kober im Auftrag des Innenministers mit dem Feuerwehr - Ehrenzeichen der Sonderstufe des Landes Baden-Württemberg aus. Die Bedeutung dieser Auszeichnung stellte Schröder heraus. Bei 125.000 Feuerwehrangehörigen in Baden-Württemberg wird diese Auszeichnung nur1-2 mal pro Jahr vergeben.
Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Hans-Peter Merker, der Leiter der Polizeidirektion Franz Lutz, der DRK-Kreisvorsitzende Hillebrand sowie die Kommandantin der Feuerwehr Aarau, Margrit Stüssi und die Vertreter der Feuerwehr Roanne würdigten die Leistungen Kobers in kurzen Ansprachen.
Die Abteilungskommandanten packten zum Schluss in einem Sketsch Helmut Kobers Abschiedsgeschenk - für eine Reise nach Usbekistan - in einen Notfallrucksack.
Werdegang
Die Feuerwehrlaufbahn begann Helmut Kober am 15.1.1967.Mit 19 Jahren trat er in die Freiw. Feuerwehr Reutlingen, kurz nach dem Abschluss Ihrer Ausbildung zum Orthopädiemechaniker, ein.
Nach seiner Wehrdienstzeit - die er in Brake (Unterweser), an der Marineartillerieschule in Kiel und auf dem Zerstörer „Hessen" (Willhelmshafen) zugebracht hat, besuchte er zwischen 1971 und 1978 verschiedene Lehrgänge an der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg, ließen sich zum Gruppenführer, zum Zugführer, und zum Zugführer des ABC-Zuges des Landkreises Reutlingen ausbilden. 1978 wurden er zum Zugführer des ABC-Zuges bestellt.
1979 trat Kober als feuerwehrtechnischer Angestellter in den Dienst der Stadt Reutlingen, als einer der ersten 6 hauptamtlichen Feuerwehrmänner. Bereits im August des Jahres 1980 konnte er den Oberbrandmeisterlehrgang für Berufsfeuerwehrangehörige erfolgreich absolvieren.
1985 besuchte Kober - zusammen mit dem Kommandanten Harald Herrmann - den Brandinspektorenlehrgang an der Landesfeuerwehrschule und konnten die Staatsprüfung für den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst erfolgreich ablegen
Zu Beginn seiner Feuerwehrlaufbahn war Helmut Kober im Leitstellendienst, ab 1987 als Wachabteilungsleiter der damaligen Berufsfeuerwache, dem Vorläufer unserer Berufsfeuerwehr eingesetzt.
Nach dem Organisationsplan der Feuerwehr war er für das Sachgebiet Fernmeldetechnik und Umweltschutz zuständig, zu dem auch der Strahlenschutz, der ABC-Dienst, die Funk- und Nachrichtentechnik und deren Ausbildung gehörte.
1991 wurde Kober vom Gemeinderat der Stadt Reutlingen zum stv. Feuerwehrkommandanten nach der bundesweiten Ausschreibung gewählt. Bevor er seine neue Aufgabe zum 1.7.1991 antrat, hospitierten er noch bei der Berufsfeuerwehr in Freiburg.
1999, nach der Organisationsänderung der Stadtverwaltung wurde die Feuerwehr ein eigenes Amt; zuvor war sie eine Abteilung der Stadtkämmerei, die noch „Stadtpflege" hieß. Kober wurde zum Stellvertretenden Amtsleiter ernannt und zum Stadtbrandoberamtsrat befördert.
Die Zeit, in der er die Stellvertretung des Kommandanten übernommen hatten, war keine einfache Zeit. Ihr Dienstantritt 1991 fiel mit dem Bekanntwerden der Ergebnisse der Volkszählung zusammen, nach der die Stadt Reutlingen plötzlich über 100.000 Einwohner hatte und verpflichtet war, eine Abteilung der Berufsfeuerwehr aufzustellen zu müssen.
Da die Voraussetzungen zur damaligen Zeit nicht gegeben waren, wurde eine Ausnahme beim Innenministerium beantragt, welche unter Auflagen erteilt wurde. Damit musste der Umbau der Reutlinger Feuerwehr eingeleitet werden.
Helmut Kober hat einige besondere Meilensteine in der Geschichte unserer Feuerwehr maßgeblich mitgeprägt: Zu nennen ist
- die Umorganisation der Feuerwehr, die auch mit der Übernahme des Vorbeugenden Brandschutzes, des Zivil- und Katastrophenschutzes und der Brandverhütungsschau verbunden war
- die Umsetzung der Auflagen des IM aus der Befreiung aus der Verpflichtung eine
Abteilung der Berufsfeuerwehr aufstellen zu müssen Der Mannschaftsstand wurde
In den 17 Jahren, von 20 auf 61 Feuerwehrbeamte, verdreifacht, Ausbildungs- und
Führungsebenen mussten eingerichtet werden
- die Aufstellung von vier mittelfristigen Bedarfsplänen, mit der wichtigen Integration
aller Freiw. Feuerwehrabteilungen in den Bereitschaftsdienst in der Feuerwache und
in den Feuersicherheitswachdienst in der Friedrich - List- Halle,
- die Einrichtung der Feuerwehrleitstelle und den Umbau ab 1997 zur Integrierten
Leitstelle, zusammen mit dem Landkreis und dem DRK-Kreisverband Reutlingen
- den Aufbau der Notfallseelsorge in Stadt und Landkreis
- die Einführung neuer Löschmittel und Löschtechniken
- ab 1999 den Aufbau des eigenständigen Amtes 37 - Feuerwehr
- die baulichen Übergangslösungen im alten Heizwerk an der Lederstraße, im Gelände der Ypern-Kaserne, die Auslagerung der Atemschutzübungsanlage ans Feuerwehrhaus im Stadtbezirk Oferdingen bis letztlich der Neubau der Feuerwache begonnen und am 10. mai 2003 bezogen werden konnte,
- dann die Einführung und den Aufbau der Abteilung Berufsfeuerwehr im Jahre 2004
- die Einführung eines rechnergestützten Dienstplanes und der Umstellung des Dienstbetriebes auf die 48-Stunden-Woche.
- wie auch die Verstärkung der Ausbildung, insbesondere der praktischen Feuerwehr-
ausbildung am Standort.
Als Kober 1991 die Führungsverantwortung zusammen mit Harald Herrmann übernommen hatte, waren in der Reutlinger Wehr gerade einmal 20 hauptamtliche Feuerwehrleute angestellt.
Heute sind es mit den Verwaltungskräften 63 Angehörige im Amt, zusammen mit der Freiw. Feuerwehr, der Jugend und der Altersmannschaft zusammen fast 800 Feuerwehrangehörige, für die er seit fast 17 Jahren Mitverantwortung getragen hat. Dass all diese Aufgaben und Veränderungen, die sehr rasch und in kurzer Zeit abgelaufen mussten, nicht ohne Spannungen bleiben konnten, versteht sich fast von selbst.
Im Krisenjahr der Feuerwehr - 1999 - als Harald Herrmann ein Jahr zur Branddirektion der Stadt Karlsruhe abgeordnet war - hat Helmut Kober die Reutlinger Wehr kommissarisch geleitet. Er hat diese außerordentlich schwierige Aufgabe übernommen und auch gemeistert.
Besonders ausgezeichnet hat ihn in der damals sehr schwierigen Zeit, dass er stets standfest, zielgerichtet und loyal war..
Seit 1991 leitete Kober die Abteilung Einsatzunterstützung in der Feuerwehr, für er bis heute federführend die Verantwortung trug. Bemerkenswert ist dabei, dass 27 Feuerwehrbeamte aus Baden-Württemberg, Hessen und Bayern seit 1991 jeweils 3monatige Ausbildungsabschnitte für den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst in der Reutlinger Feuerwehr abgeleistet haben und auf Ihre künftigen Aufgaben vorbereitet wurden.
Ihre Ära von Helmut Kober war aber auch geprägt von spektakulären Einsätzen in der Stadt und im Land. Zu erinnern ist an die
- Waldbrandkatastrophe in Niedersachsen, wo die Reutlinger Wehr 10 Tage in der
Nähe von Celle eingesetzt war,
- das Erdbeben im Zollerngraben, nachdem die Reutlinger Feuerwehr fast eine
Woche in Albstadt Hilfe geleistet hat,
- den Großbrand bei Profilex 1993 in Mittelstadt, bei dem 30 Feuerwehrleute
Beschwerden davon getragen hatten,
- an die Dioxinfreisetzung nach einem Trafobrand im Grosso-Markt in der Emil-Adolff-
Str. 1993,
- den Großbrand im Reifenwerk Reif in Betzingen 1995 mit alle den Folgen
- den Brand in der Vermittlungsstelle Süd der Telekom 1998, bei dem
über 54.000 Telefonanschlüsse in der Stadt über 14 Tage ausgefallen waren,
- an den Sturm Lothar 1999, mit über 1.200 Einsatzstellen im Stadtgebiet Reutlingen
- an den Hochwassereinsatz in Baden - Baden 2002, bei dem Helmut Kober als
Abschnittsleiter in Sandweiher eingesetzt waren,
- an den Großbrand bei Unomat im Industriegebiet Laisen im Jahre 2000
- und an die Hochwassereinsätze 2002 und 2005 in unserer Stadt
- sowie an den Großbrand bei Bosch zum Jahreswechsel 2006 / 2007 erinnern.
Für die Verdienste um die Städtepartnerschaft Roanne - Reutlingen wurde Helmutr Kober im März 2002 mit der Verdienstmedaille des Feuerwehrverbandes der Republik Frankreich ausgezeichnet. Im Jahre 2002 verlieh Ihm der Deutsche Feuerwehrverband das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold.