Ihre größten Widersacher und Herausforderer waren 2013 Hochwasser und Hagel. Bei 416 Einsätzen hatte die Wehr nur 38 Brände zu bekämpfen. Insgesamt leisteten die Feuerwehrleute 14 426 Stunden Arbeit.
Zweieinhalb Mal so viele Einsätze wie im Jahr 2012 - und dann noch Übungen sowie die Fort- und Weiterbildung, geht das denn zeitlich? Es musste. Denn es war ein Ausnahmejahr, vor allem was die Wetterunbilden angeht. Zudem hatten die Feuerwehrleute um Stadtbrandmeister Dietmar Rall in der Region auszuhelfen, dort, wo die Fluten noch bedrohlichere Ausmaße erreichten als in Pfullingen.
Drei Besonderheiten gab es am Samstag bei der Hauptversammlung im Feuerwehrhaus: Zum einen war es die letzte Teilnahme von Bürgermeister Rudolf Heß im Amt. Zudem wurden mit Alexander und Felix Rall gleich zwei Söhne des Kommandanten gleichzeitig in den Reihen der Aktiven aufgenommen.
Und dann wollte der Bürgermeister, der seine Erlebnisse mit der Wehr in den über drei Jahrzehnten schlaglichtartig Revue passieren ließ, aber noch unbedingt wissen, wie es denn Löschmeister Hubert Oberthaler gelungen ist, in 35 aktiven Jahren bei der Feuerwehr an keinem einzigen Übungsdienst gefehlt zu haben. Etwas verlegen versicherte ihm der Mann im blauen Rock, der zudem für seine 35 Dienstjahre geehrt wurde, dass es sich halt \"einfach so ergeben\" habe.
Neu war bei der Jahresversammlung, dass erstmalig ein von Nachbarn, DRK und Feuerwehr 2013 vor dem Tode Bewahrter über die erfolgreiche Rettungsaktion befragt wurde. Eugen Hilbertz, der Vorsitzende des Liederkranzes, schilderte seine Erinnerungen an die dramatischen Stunden Mitte Juli, als er von Betonplatten beinahe erschlagen wurde und einen Unterschenkel dabei verlor. Emotional noch einmal tief bewegt, hörte sich auch seine Frau Bärbel die Schilderungen an.
Doch im Vordergrund standen die Einsätze im Kampf gegen die Wassermassen Anfang Juni, als innerhalb von nur 35 Stunden nach der Meldung \"normaler Wasserstand\" die Echaz über die Ufer trat. Und das gleich flächendeckend - zwischen Honau, Unterhausen und in fast ganz Pfullingen.
An allen drei Stellen halfen nicht nur die 89 Pfullinger Wehrleute, davon fünf Frauen. Auch deren Familienangehörige griffen ins Geschehen ein und verhinderten tatkräftig ein Absaufen des Pfullinger Feuerwehrhauses in der Bismarckstraße. Interkommunale Kooperation üben die Pfullinger und die Reutlinger Wehren ja schon seit Jahren. In beeindruckenden, zumeist bewegten Bildern und den passenden Musikstücken hatte ein Filmteam der Wehr erneut ein spannendes Werk abgeliefert. Den Song \"Atemlos durch die Nacht\" hatten sich die Regisseure, Tontechniker und Cutter von Helene Fischer ausgeliehen.
Fast lückenlos war auch die Präsenz des Publikums, das man zum Anlass einer so umfangreichen Rückschau so erwartet. Natürlich fehlten weder Kreisbrandmeister Wolfram Auch, der Chef des Kreisfeuerwehrverbandes, Gunter Hespeler, sowie Reutlingens Stadtkommandant Harald Herrmann. Selbst Thomas Häfele, Leiter der Jugendfeuerwehr des Landes, war gekommen. Gemeinderäte, Vertreter anderer Rettungskräfte und Wehren aus der Region sowie eine Abordnung der Polizei erfuhren vom umfangreichen Jahrespensum einer Freiwilligen-Wehr - mit Ausnahme von Dietmar Rall, der bei der Stadt beschäftigt ist. Der brachte das Aufgabenprofil seiner Leute bescheiden und gleichermaßen präzise auf den Punkt: \"Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen.\"
Gleich 22 Menschen konnten 2013 mutmaßlich vor dem Tode bewahrt werden. Bei zweien kam leider jede Hilfe zu spät. Zu den 28 Brandeinsätzen gehörten 21 Kleinbrände. Doch das Aufgabenprofil hat sich in den vergangenen 20 Jahren gewaltig verändert.
Bei den insgesamt 316 \"Rettungs- und Rüsteinsätzen\", so die genormte Begrifflichkeit, hatten es die Pfullinger in 172 Fällen mit technischen Hilfeleistungen zu tun, außerdem mussten 129 Hochwassereinsätze gefahren werden. Gefährliche Ölspuren zu beseitigen gehört auch in diese Kategorie, dazu rückten die Frauen und Männer 13 Mal aus. Nicht zu verachten ist die Rubrik \"Tierrettung, Insekten\". Während das Video von einer einzufangenden Schlange Schmunzeln beim Publikum hervorrief, war dies für die Akteure vor Ort ein Unternehmen mit unbekanntem Ausgang. Gebissen wurde aber niemand.
Sieghart Wollwinder von der Altersabteilung würdigte sehr wohl, dass die Pfullinger Wehr definitiv keine Nachwuchssorgen hat. Aber angesichts der zahlreichen Beförderungen und der beiden Wechsel von der Jugend in die Einsatzabteilung wollte er das Licht der 25 Senioren nicht unter den Scheffel stellen: \"Wir sind stolz auf das Pflänzchen Jugendfeuerwehr, dass wir mit auf den Weg gebracht haben.\"
Quelle: Reutlinger Nachrichten, Südwest Presse