Kreisfeuerwehrverband Reutlingen

Suchergebnis löschen

Feuerwehr - Wieviele Feuerwehren braucht St. Johann? Alle sechs, hat Kreisbrandmeister Harald Herrmann ermittelt

Ein Bericht vom GEA Reutlingen von JULIE-SABINE GEIGER >


ST. JOHANN. Überflüssig ist keine. St. Johann braucht alle sechs Abteilungs-Feuerwehren in den Ortsteilen Würtingen, Bleichstetten, Gächingen, Lonsingen, Ohnastetten und Upfingen. Zu dem Ergebnis kommt Harald Herrmann, als stellvertretender Kreisbrandmeister, zugleich Leiter der Feuerwehr Reutlingen, nach seiner Strukturuntersuchung für St. Johann. Diese hatte der Gemeinderat im Juli bei Herrmann in Auftrag gegeben, nachdem aus den Reihen der Offenen Bürgerliste die Notwendigkeit von sechs Abteilungen immer wieder in Frage gestellt worden war. Die OBL hatte sich vom Zusammenlegen auf zwei Feuerwehren Kostenreduzierung versprochen. Das widerlegte der Kreisbrandmeister nach eingehender Betrachtung der St. Johanner Konstellation.

Ihre Sicherheit, die sechs Freiwillige Feuerwehren in den sechs Ortsteilen garantieren, lässt sich die Gemeinde St. Johann jährlich 83 000 Euro kosten, hat Harald Herrmann ermittelt. Acht Spezialfahrzeuge und sechs Feuerwehrhäuser müssen in Schuss gehalten werden. Die derzeit 118 Freiwilligen brauchen Dienst- und Schutzkleidung, noch nicht alle sind mit den modernen Funk-Melde-Empfängern ausgestattet.

In Würtingen steht der Bau eines neuen Feuerwehrhauses an, die größte der sechs Abteilungen benötigt zudem ein Allroundfahrzeug zur Brandbekämpfung und technischen Hilfeleistung. Auch aus diesem Grund hat der stellvertretende Kreisbrandmeister, unterstützt von den St. Johanner Abteilungen, nach Alternativen geschaut.

»Bei zwei Feuerwehren müssen die Standorte einsatztaktisch sehr gut gewählt werden«

Die Szenarien, die Herrmann dem Gemeinderat am Mittwoch präsentierte, waren ernüchternd. Wohin mit zwei schlagkräftigen Feuerwehren und deren Fahrzeugen, unter der Prämisse, dass die Hilfe, egal ob bei Bränden oder technischen Hilfeleistungen, in spätestens zehn Minuten nach Eingang des Notrufs am Ort des Geschehens ist? »Bei zwei Feuerwehren müssen die Standorte einsatztaktisch sehr gut gewählt werden«, gab Herrmann zu bedenken.

Folglich müssten diese Gebäude für die aus allen Ortsteilen und darüber hinaus anrückenden Einsatzkräfte auch gut erreichbar sein. In St. Johann mit seinen enormen Ausmaßen - 5 325 Einwohner leben auf fast 6 000 Hektar Fläche verteilt - sei die Standortsuche vor dem Hintergrund der sogenannten Hilfsfristen und Eintreffzeiten der Männer schwierig. Längst sind die Zeiten vorbei, als die Männer von der Freiwilligen Feuerwehr ihren Job im Ort hatten.

Wirtschaftliche Vorteile zu den bestehenden Abteilungen haben weder die Alternative zwei Feuerwehrstandorte noch das Rechenbeispiel mit einer zentralen Feuerwehr. Ein Ortsteil blieb bei Herrmanns Planspielen hinsichtlich der Hilfsfristen immer außen vor. »Die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr ist so nicht gegeben«, ist das Fazit des Experten.

»Nur wenn Nachwuchs gewonnen werden kann, ist die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr gesichert«

Da für eine oder zwei Feuerwehren neue Magazine auf der grünen Wiese gebaut werden müssten, die mit enormen Investitionskosten zu Buche schlagen würden, rechnete der stellvertretende Kreisbrandmeister bei einer Reduzierung der Standorte sogar mit höheren jährlichen Kosten. Hinzu kommt die gesellschaftliche Einbindung der Freiwilligen Feuerwehr ins Orts- und Vereinsleben der sechs Ortsteile. Ein Fakt, der in den Gemeinden im ländlichen Raum große Bedeutung hat. »Die ständige Präsenz der Feuerwehr führt dazu, dass sich der Ort mit seiner Feuerwehr und die Feuerwehr mit ihrem Ort identifizieren«, führte Herrmann weiter aus. »Dies ist für die künftige Personalgewinnung sehr wichtig.«

Und weiter: »Nur, wenn langfristig der Nachwuchs gewonnen werden kann, ist die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr sichergestellt.« Mit 118 Männern ist die Sollstärke von 130 Feuerwehrangehörigen zwar nicht erreicht, sei aber ausreichend.

Würden die sechs Abteilungen zu einem oder zu zwei Trupps zusammengelegt, ginge die gesellschaftliche Einbindung der Feuerwehr ins Ortsleben verloren, befürchtet Herrmann. »Die Feuerwehr wird anonymer.« Dann trete der Effekt wie in den Großstädten ein, das Engagement für die Allgemeinheit werde nachlassen. (GEA)

Schnell da und hervorragende Ortskenntnisse sind das Plus der sechs Feuerwehrabteilungen.
GEA-ARCHIV-FOTO: HOLDER