Kreisfeuerwehrverband Reutlingen

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Der Wormser Feuerwehrangehörige konnte noch nicht geborgen werden

Der bei einer Explosion in Rheindürkheim getötete Feuerwehrmann konnte bis zur Stunde noch nicht geborgen werden. Wann der Leichnam des am Sonntag im Einsatz getöteten Feuerwehrmannes aus dem Malz-Silo am Rhein in Rheindürkheim geborgen werden kann, stand auch gestern am Abend noch nicht fest. Die Firma "F & R Industriedemontage und Abbruch GmbH" begann gestern am Nachmittag damit, in rund 31 Metern Höhe auf der Nordseite des Silos von einer Hebebühne aus eine Öffnung in die Wand zu stemmen. 

Zuvor musste vor allem die Statik geprüft werden, um mögliche Gefahren für die Bergungsmannschaft zu vermeiden. Das Gebäude ist an sich nicht einsturzgefährdet, trotzdem muss der Bau ständig beobachtet werden. Vor allem weil nicht berechenbar ist,  was passiert, wenn die Außenwand des Gebäudes geöffnet wird.

Der 24 Jahre alte Feuerwehrmann ist eingeklemmt zwischen zwei Betonteilen, die jeweils rund 2,5 Tonnen schwer sind, in sich bereits teilweise gebrochen und ineinander verkeilt sind. Zunächst müssen deshalb mit Holzdielen begehbare Stege gebaut werden, um die Betonteile gegen Abrutschen zu sichern und die oben liegenden Teile anzuheben. Erst dann kann die Mannschaft der Höhenrettung der Feuerwehr Mannheim den Kameraden bergen. 

Die Sachverständigen konnten bisher nicht im Inneren des Silos ihre Arbeit aufnehmen, erklärte der Leiter der Wormser Kripo. Die Gefahr herabstürzender Teile sei zu groß. Deshalb könne auch über die Ursache des Brandes und der Explosion nichts gesagt werden. Denkbar ist Selbstentzündung des Malzes durch natürliche Gärprozesse, aber auch ein möglicher technischer Defekt werde nicht ausgeschlossen, weshalb die elektrische Anlage demontiert und untersucht werde. Wann Ergebnisse vorliegen, sei nicht absehbar.

Die Feuerwehr Reutlingen trauert mit der Wormser Feuerwehr, den Kameraden von Rheindürkheim und deren Angehörigen.


Aus der Wormser Zeitung übernehmen wir deshalb nachfolgenden Artikel auf unsere Homepage.


Ein ganzer Stadtteil steht unter Schock Tragisches Unglück vom Sonntag ist beherrschendes Gesprächsthema/
"Es fehlen die Worte"


Worms trauert um den am Sonntag bei einem Einsatz getöteten Feuerwehrmann aus Rheindürkheim. Im Rathaus der Stadt liegt ein Kondolenzbuch aus, in das sich die Bürger eintragen können, ebenso in Rheindürkheim.Fotos: Hans-Dieter Niepötter / mp

Vom 03.12.2008
Gestern Abend gegen 17 Uhr in Rheindürkheim: Am Schiffermast wehen die Fahnen im Wind, der Tannenbaum auf dem Kiesplatz verbreitet weihnachtliche Stimmung. Doch das Bild täuscht.

Von Roland Keth

Nach dem schweren Unglück im Malz-Silo, bei dem ein Rheindürkheimer Feuerwehrmann ums Leben kam, steht der Stadtteil unter Schock. "Es fehlen die Worte", hat jemand ins Kondolenzbuch geschrieben, das in der Simultankirche auf einem Stehtisch in Altarnähe liegt. "Meine Gedanken sind bei den Familien, denen ich viel Kraft und Stärke wünsche", hat eine andere Mitbürgerin zum Ausdruck gebracht, was viele Rheindürkheimer seit dem tragischen Ereignis vom Sonntagmorgen denken.

Man ist es gewohnt, über die Medien Schreckensnachrichten aus aller Welt geliefert zu bekommen. Aber dieser tragische Fall, bei dem man die Betroffenen kennt, mit denen man womöglich erst vor kurzem noch Kontakt hatte -  er geht den Menschen unter die Haut. Überall, ob beim Metzger, Bäcker oder Friseur - dieser Katastrophentag, an dem sieben weitere Feuerwehrleute, die meisten aus Rheindürkheim, zum Teil schwer verletzt wurden, er ist Ortsgespräch.

"Dieser Unfall hat uns alle schwer getroffen", sagt Anne Langebacher. Sie gehört dem Kirchenvorstand an, den Tag über hat sie in der Kirche gesessen und darauf geachtet, dass niemand die Ruhe des abgedunkelten Raumes und die Trauer der Besucher stört. "Gib, dass er in Würde geborgen werden kann", hat ein Schreiber auf einem der bereit liegenden Zettel notiert und dann an die rechts vom Altar stehende Pinnwand geheftet.

"Dass der Leichnam noch immer im Turm liegt, das ist besonders schlimm. Ich hoffe, dass es jetzt schnell geht", zeigte sich auch Ortsvorsteher Adolf Kessel zwei Tage nach der Schreckensmeldung immer noch tief bewegt. "Überall ist die Stimmung gedrückt."

Seit dem Unglück treffen sich die Rheindürkheimer Wehrleute jeden Abend in der Feuerwache. Zum Reden, zum Schweigen, zum Verarbeiten. "Wir sind nicht alleine, man kümmert sich um uns", berichtet die Mutter eines jungen Wehrmannes, der mit schweren Verletzungen auf der Intensivstation im Klinikum liegt. Pfarrer, Psychologen, Kriseninterventionsdienst: "Nein, man hilft uns wirklich. Erfahrene Feuerwehr-Kameraden haben ihre Telefonnummern hinterlassen, wir können jederzeit anrufen."

Ortspfarrer Wolfgang Schäfer kennt sie alle persönlich, hat sie getauft, konfirmiert oder gar getraut. "Ich habe natürlich versucht, gleich den Kontakt zur Familie des Verstorbenen zu suchen, aber natürlich auch zu allen anderen." Die meisten seien traumatisiert, "einige stehen neben sich". Andere seien gehemmt, wüssten nicht, was sie sagen dürften, weil die Ermittlungen über die Unfallursache noch laufen. "Am besten ist es, über die eigene Betroffenheit zu reden", glaubt der Seelsorger.

Die psychologische Betreuung der Wehrleute habe jetzt, so Schäfer, zunächst einmal der Kriseninterventionsdienst übernommen. "Das ist auch gut so." Später will er sich dann wieder um die "Nachseelsorge" kümmern. Zusammen mit seinem katholischen Kollegen Heiko Heyer wird Pfarrer Schäfer am Freitagabend um 19 Uhr zu einer Andacht einladen. In der Hoffnung, dass bis dahin der tote 24-jährige Wehrmann geborgen ist.