Kreisfeuerwehrverband Reutlingen

Suchergebnis löschen

Neuer Einsatzleitwagen ELW 2 an Feuerwehr Reutlingen übergeben

von Dietrich Knobloch

Oberbürgermeisterin Barbara Bosch konnte am Dienstagabend in der Anwesenheit von Vertretern des Gemeinderates, dem zuständigen Dezernenten des Landratsamtes, von Bürgermeistern des Landkreises, der Polizei, der Hilfsorganisationen und dem Bezirksbrandmeister einen neuen Einsatzleitwagen vom Typ ELW 2 an die Reutlinger Feuerwehr übergeben. Das Fahrzeug ersetzt einen seit über 20 Jahren im Dienst befindlichen ELW 2, dessen Technik veraltet ist. Das Fahrgestell des alten ELW 2 wird als Gerätewagen-Messtechnik weiterverwendet und ersetzt den 28 Jahre alten Gerätewagen-Messtechnik.

Die Notwendigkeit des neuen Fahrzeuges stellte Frau Bosch anhand der Einsatzbilanz des alten Einsatzleitwagens dar. Bei über 80 Großschadenslagen war das Fahrzeug in der Stadt Reutlingen, im Landkreis und darüber hinaus eingesetzt gewesen.

Beispielhaft nannte Sie den ersten Einsatz am 10. Mai 1989 beim Großbrand der Fa. Wolf in Ohmenhausen , zuletzt sei das Fahrzeug fast eine Woche beim Nato-Gipfel in Kehl mit der Führungsmannschaft der Feuerwehr Reutlingen im Einsatz gewesen.

Dazwischen lagen Einsätze in der Stadt, beispielsweise die Großbrände in der Altstadt, im Raiffeisenlagerhaus Storlachstraße, bei Profilex in Mittelstadt, bei Reiff in Betzingen, bei Unomat  im Industriegebiet „In Laisen“, den Brand bei Telekom, bei dem 54.000 Telefonanschlüsse über 14 Tage ausgefallen waren, den Tanklagerbrand Fa. Esso-Honer, In Laisen, die Hochwasserlagen in Oferdingen am Neckar, 2002 im Norden der Stadt, die Sturmschadeneinsätze Wiebke und Lothar und den Großbrand bei Bosch in Rommelsbach

Im Landkreis sei das Fahrzeug  beim Brauerei- Großbrand in Zwiefalten, beim  Brand der Gemeindehalle in Gomadingen, bei Tankzugunfällen in der Honauer Steige und bei Pfronstetten, bei einer Freisetzung von Nitrosen Gasen in Bad Urach, bei einem Gefahrguteinsatz in Münsingen, bei Großbränden in Lichtenstein, in Steinhilben und in Grafenberg  sowie bei einer Gasexplosion in Metzingen im Einsatz gewesen.

Im Land Baden-Württemberg war die Reutlinger Feuerwehr mit dem ELW 2 bei  Großbränden in Albstadt-Frommern, in Balingen, in Albstadt- Lautlingen, beim Hochwasser in Baden-Baden und beim schweren Unwetter mit 3 Toten in Hechingen eingesetzt.

Allein diese Aufzählung von Ereignissen, die bei weitem nicht vollständig ist, zeigte – so Bosch -, dass wir in unserer modernen Gesellschaft ständig mit Gefahrensituationen rechnen und leben müssen.

Dabei komme einer Einsatzleitung besondere Bedeutung zu. Sie hätte die Aufgabe, alle Maßnahmen zur Gefahrenabwehr und zur Schadensbegrenzung zu veranlassen. Dabei müsse sie die Einsatzkräfte möglichst wirkungsvoll an meist unbekannten Orten und bei einem nicht vollständig bekanntem Schadensumfang einsetzen.

Großes Schadenszenarien hätten zudem einen hoher Anspruch auf organisations-übergreifende Koordination, die Aufgaben zur Einsatzbewältigung mit den Aufgaben-bereichen Schadstoffausbreitung, Dekontamination, Löschwasserrückhaltung und Warnung der Bevölkerung seinen in den letzten Jahrzehnten hinzugekommen und brauchen eigene, Einsatzabschnitte, die auch für die politisch Verantwortlichen von Bedeutung werden können.

Ebenso hätte sich das Bewusstsein der Öffentlichkeit verändert, schnelle Information seien   auch in Krisensituationen und Gefahrenlagen notwendig.

Zudem hätte sich auch die Rahmenbedingungen geändert. Die Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst seien in Reutlingen fusioniert und bearbeiten im Jahr rund 60.000 Einsatzmeldungen. Das Tagesgeschäft, der Herzinfarkt, der Verkehrsunfall oder der Zimmerbrand treten trotzdem auf. Deshalb sei es notwendig, Einsatzkräfte von großen Schadenslagen auch außerhalb der Leitstelle zu führen.

Ebenso hätten sich die Führungsdienstvorschriften geändert. Den früher allumfassenden Katastrophenschutzstab HVB gebe es nicht mehr, dem Führungsstab  kämen deutlich erweiterte Aufgabenstellungen zu, die eine entsprechend kompetente Führung mit der entsprechenden Ausstattung erfordern.

Darüber hinaus hätten auch die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt, dass die   Bewältigung großer Schadenslagen nicht alleine bewältigt werden können. Auch in der Führung sei auch die Interkommunale Zusammenarbeit gefragt. Oberbürgermeisterin Bosch hob dabei das Engagement der in der AGBF Baden-Württemberg zusammengeschlossenen Leiter der  Berufsfeuerwehren hervor, die zusammen mit dem Land und in enger Abstimmung mit der Landesfeuerwehrschule eine gegenseitige mobile Führungsunterstützung vereinbart hätten.

OB Bosch dankte dem Land und dem Landkreis für die Mitfinanzierung des insgesamt 635.000 € teuren Einsatzleitfahrzeuges. Das Land Baden-Württemberg beteiligt sich mit über 90.000 € aus Mitteln der Feuerschutzsteuer, der Landkreis übernimmt 15 % der Kosten des Fahrzeuges.

Feuerwehrkommandant Harald Herrmann bedankte sich beim Gemeinderat und bei der Oberbürgermeisterin für die Anschaffung des neuen Fahrzeuges. Harald Herrmann betonte, dass sich die Reutlinger Feuerwehr bewusst sei, dass sie eine hervorragende Führungsausstattung, ja etwas besonderes erhalten habe. Das Fahrzeug stelle jedoch für die Reutlinger Feuerwehr insbesondere bei der Rettung, Brandbekämpfung und in technische Hilfeleistung ein wichtiger Baustein dar. Er versicherte, dass sich die Feuerwehr sehr schnell mit dem Fahrzeug vertraut machen werde, um dem mit der Anschaffung verbundenen Erwartungen auch erfüllen zu können.

Herrmann dankte auch dem Landkreis, insbesondere Herrn Landrat Thomas Reumann und bei Herrn Dr. Claudius Müller, dass der Landkreis nicht nur mitfinanziert hatte, sondern auch die Anregungen der Reutlinger Feuerwehr  aufgegriffen wurden, ein durchgängiges Führungskonzept im Landkreis aufzustellen, in das die Führungszellen der Landkreiswehren wie sie in Pfullingen , Metzingen und anderorts vorhanden sind wie auch den Verwaltungsstab  zu integrieren.

Der Kommandant stellte anschließend den neuen ELW 2 vor. Es wurde ein Busfahrgestell aus dem Hause MAN verwendet, wie es im Regionallinienverkehr zum Einsatz kommt. Die Änderungen des Grundfahrzeuges zum Einsatzleitwagen bestand dann darin, das vier Arbeitsräume in dem Bus eingerichtet und mit der entsprechenden Technik versehen wurde.

Im vorderen Teil des Fahrzeuges liege der Fahrer – und Fachberaterraum, in dem die Besatzung zum Einsatz ausrücke. An der Einsatzstelle werde dieser Raum  für die Fachberater von THW, DRK, Behörden oder Polizei, verwendet.

An den Fahrerraum schließt ein Führungsraum mit einem großem Arbeitstisch und 7 Sitz-plätzen sowie 3 Notsitzplätzen an. In diesem Raum wird die Lagedarstellung über eine Lage-Projektion auf einem 42“ Plasma- Bildschirm dargestellt. Im Besprechungstisch sind 5 EDV-Arbeitsplätze mit versenkten Laptops integriert. Zudem wird die bewährte Technik mit Magnet – Schiebetafeln und Tageslichtprojektion vorgehalten. Mit dem Fahrzeug kann auch auf die Einsatz-Datenbanken und Einsatzpläne in der Feuerwache zugegriffen werden.

Hinter dem Besprechungsraum liegt der Fernmeldebetriebsraum mit 4 Arbeitsplätzen zur Steuerung der  Funk- und Drahtabfrage, der Telekommunikationsanlage, des Datennetzes der Sprachdokumentation, der Videotechnik und der Druck- und Faxtechnik.

Im Technikraum ist die gesamte Elektroanlage, Funktechnik, Stromversorgung sowie die Feuerwehrspezifische Ausrüstung untergebracht. Das Fahrzeug kann über eine externe Stromeinspeisung oder über einen eingebauten Stromerzeuger mit einer Leistung von 24 kVA  versorgt werden.

Die Fernmeldetechnische Ausstattung besteht aus  analogen Sprechfunkgeräten im 4m- und  2m-Bereich, die aus dem alten Einsatzleitfahrzeug übernommen werden. Das Fahrzeug ist bereits für 6 Funkgeräte Digitalfunkgeräte vorgerüstet.

Die Zentrale Bearbeitung der gesamten Funk - und Telefonfonanlage erfolgt über ein Computerunterstützes System „CULT“, das auch im Tagesbetrieb im ELW 1 zum Einsatz kommt

Mit der Telefonanlage können Telefonverbindungen über UMTS, GSM oder über ISDN-Eingänge und aus dem kabelgebundenen Netz hergestellt werden Ein Netzwerk mit einem zentralem Server steht für die EDV-unterstützte Lagevisualisierung über das System „e-lan“ der Fa. Geobyte zur Verfügung. Die Kommunikation mit der Leitstelle erfolgt dabei über VPN und DSL per Satellitenantenne, HSDPA, UMTS oder GPRS.

Kommandant Harald Herrmann übergab im Anschluss daran den Schlüssel an die „Chefs“ der Führungsunterstützungseinheit, Dr. Georg Belge und Martin Reicherter, die die Arbeits- und Einsatzmöglichkeiten im Detail erläuterten.