Kreisfeuerwehrverband Reutlingen

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Mit einem Feuerläufer fing es an

von GEA Reutlingen

Jubiläum - Feuerwehr-Abteilung Kohlstetten feiert 125. Geburtstag. Riesenfest am kommenden Wochenende
Mit einem Feuerläufer fing es an

Von Gabriele Leippert

ENGSTINGEN-KOHLSTETTEN. Mit einem Fest allein geben sich die Kohlstetter nicht zufrieden. Denn nicht nur ihr 850-jähriges Bestehen feiert die Engstinger Teilgemeinde in diesem Jahr. Seit 125 Jahren gibt es dort auch eine richtige Feuerwehr. Die Feuerbekämpfung begann in Kohlstetten allerdings schon viel früher.

 

Die Freiwillige Feuerwehr Kohlstetten im Jahr 1967 mit Kommandant Erwin Reitter, mittendrin Bürgermeister Christian Spohn. FOTO: PR Im »Fleckenbuch« ist 1823 festgehalten, dass ein Bürger, der »mit dem Feuereimer eine Stund weit entfernt Feuer läuft«, acht Kreuzer als Entlohnung erhält, für den Einsatz eines Pferdes werden sogar zwanzig Kreuzer bezahlt. Fünf Jahre später wird die Feuerlöschmannschaft auf Anordnung des Vogt-Ruggerichtes in drei Rotten eingeteilt. Bereits 1831 wird unter den Männern eine »Überlandhilfe« bestimmt, die bei Bränden im Umkreis von zwanzig Kilometern aktiv wird.

Steiger, Spritzer, Rettung 1878 wird auf Veranlassung des Königlichen Oberamts Münsingen bei der Lokalfeuerlöschordnung angeordnet, dass ab sofort drei Männer im Brandfall die Registratur im Pfarr- und Rathaus vor dem Feuer retten sollen. Der Gemeinderat lehnt 1884 allerdings die Anschaffung einer neuen Feuerspritze ab, weil kein Wasser vorhanden und im Notfall viel zu weit entfernt ist.

Am 24. Juni 1886 wird dann erstmals eine Liste mit allen feuerwehrpflichtigen Männern erstellt, die zwischen achtzehn und fünfzig Jahre alt sind. Eingeteilt in die Abteilungen Steiger, Spritzer und Rettung bilden 69 Männer ab sofort die Feuerrettung in Kohlstetten, das zu jener Zeit 350 Einwohner vermeldet. Kommandant ist Jakob Allgaier.

Eine Stoß-Feuerspritze älterer Konstruktion, eine kleine Handspritze, acht Stockleitern, sechs eiserne Feuerhaken sowie fünfzig lederne Feuereimer sind die Ausrüstung. Ein Jahr später wird die Wasserleitung gebaut, was eine wesentliche Verbesserung bei der Brandbekämpfung zur Folge hat.

Im Jahr 1908 wird die Feuerwehr neu eingeteilt. 56 Mann treten jährlich fünf Mal zu Übungen an, Kommandant Christian Heinzmann muss ab sofort ein Rapportbuch führen. Seinem Nachfolger Jakob Spohn wird 1922 das Gehalt von fünf auf 25 Mark jährlich erhöht. 1933 ersucht der Bezirksfeuerwehrverband Münsingen die Kohlstetter Wehr zum Beitritt. Weil dann aber ein jährlicher Beitrag von drei Reichsmark anfallen würde, lehnen die Feuerwehrmänner ab.

Zu Kriegszeiten auch mit Frauen Ein Jahr später veranstaltet die Wehr eine Brandschutzwoche mit vielen Übungen. Bürgermeister Johannes Glück bedankt sich dafür, erinnert aber gleichzeitig daran, dass jeder »Volksgenosse« verpflichtet sei, im Ernstfall zu helfen. Am 29. März 1937 tritt ein Erlass in Kraft, dem zufolge die bisherige Pflichtfeuerwehr in eine Freiwillige Feuerwehr umzuwandeln ist. Weiter heißt es, dass aufgrund der vorhandenen Gerätschaften in Kohlstetten 27 Mann genügen würden, zumal die Feuerwehr Münsingen Überlandhilfe leisten müsse.

Weil 1940 sieben Kameraden im Krieg sind, werden von Kommandant Eugen Mauser auch Frauen und Mädchen zur Mithilfe herangezogen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs weist die französische Militärregierung im Januar 1947 an, dass Freiwillige Feuerwehren in eine »Löschgemeinschaft« umzubilden sind. Acht Mann Stärke und sechs Mann Reserve sind in Kohlstetten aktiv, Kommandant Christian Schnitzer erhält den Titel »Obmann«. Als ehemaliger Unteroffizier wird er aber aufgrund einer neuen Anordnung zum Ende des Jahres aus dem Feuerwehrdienst entlassen.

Gottlob Failenschmid und Hugo Baisch führen die Wehr in den nächsten Jahren, bevor Erwin Reitter 1957 Kommandant wird. In den folgenden zwanzig Jahren unter seiner Leitung werden neue Uniformen und zahlreiche Ausrüstungsgegenstände wie Atemschutzmasken, Hebelschere, C-Schläuche oder eine mechanische fahrbare Leiter angeschafft. Am 10. Juni 1974 schließt sich Kohlstetten gemeinsam mit Großengstingen und Kleinengstingen zur Gemeinde Engstingen zusammen, die Feuerwehrabteilung Kohlstetten bleibt in der Gesamtwehr erhalten.

Vielfältige Einsätze 1980 wird im ehemaligen Schulhaus ein neues Florianzimmer eingerichtet. Seit 1987 sind die Löschmänner im ehemaligen Farrenstall untergebracht, den sie unter Leitung von Ernst Bleher in vielen Stunden selbst feuerwehrtauglich gestaltet haben.

Heute ist alles anders bei der Feuerwehr Kohlstetten. Von der Ausrüstung über die Feuerlöschtechnik bis zur Bandbreite der Einsätze, die neben der Feuerbekämpfung auch Rettung bei Unfällen, Hochwasser oder Hilfeleistungen erfordern, sind die derzeit 28 Männer vielfach gefordert. Im Frühjahr hat die Wehr mit Kommandant Rolf Griesinger das komplette Gebäude saniert und eigens für die Festlichkeiten hergerichtet. (GEA)
Jubiläumsprogramm
Samstag, 25. Juni: Ab 18 Uhr Empfang im Gerätehaus für geladene Gäste.

Sonntag, 26. Juni: Ab 10.30 Uhr Frühschoppen mit den Köhlermusikanten beim Gerätehaus, ab 11 Uhr Fahrzeugschau, ab 12 Uhr Spielstraße für die kleinen Besucher. 13.30 Uhr historische Löschübung, 14 Uhr Einsatzübung mit dem HLF, ab 14.30 Uhr Kaffee und Kuchen, ab 18 Uhr Festausklang. Zum Mittagstisch wird unter anderem der traditionelle Köhlerbraten mit Spätzle und Salat serviert. (lpt)