Kreisfeuerwehrverband Reutlingen

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»Das wird ein Aha-Erlebnis«

von GEA Reutlingen

REUTLINGEN. Die Reutlinger haben schon fast nicht mehr daran geglaubt, dass in die alte Feuerwache noch mal neues Leben einzieht. Dr. Claudius Rall schon. »Ich habe immer an die Feuerwache geglaubt, das ist ein tolles Gebäude - sonst hätte ich längst den Bettel hingeschmissen.« Grund genug hätte der Privatinvestor Dr. Rall & Söhne gehabt. Drei Jahre ist es her, dass er der Stadt das Baudenkmal abgekauft hat. Doch dann begann ein äußerst zäher Rechtsstreit mit den unmittelbaren Anliegern ums Überfahrtsrecht zur Schausägerei, der erst im April vom Oberlandesgericht durch einen Vergleich beendet wurde.

Schaufenster statt Rolltore, moderner Glasanbau statt rosarotes »Kommandohäuschen«: Der Umbau der alten Feuerwache kann beginnen. Neben Büros in den Obergeschossen werden Parterre ein Laden und eine Gaststätte mit Gartenwirtschaft entstehen. FOTO: Uschi Pacher

Doch Rall ging auf Nummer sicher: Erst mit dem Grundbucheintrag der Dienstbarkeit war für ihn die Sache hieb- und stichfest. Die Umsetzung dauerte, kurz vor Weihnachten war es geschafft - ein schönes Geschenk für Claudius Rall und Anlass, endgültig den Startschuss zu geben. Die Arbeiten im Innern des Gebäudes laufen schon an, richtig los mit dem Umbau geht's im Frühjahr.

»Der Stadt ist durch die Verzögerung kein Nachteil entstanden« §§ »Ich kann damit leben«, sagt Rall zum Überfahrtsrecht. Dass sich die Nachbarn Kurt und Marlene Wegst derart beharrlich quer gelegt haben, findet er bedauerlich. »Alte Feuerwache und Sägemühle könnten eine Symbiose sein.« Am 2007 mit der Stadt abgeschlossenen Kaufvertrag habe sich nichts geändert. Auch der Preis - die Rede war damals von 815 000 Euro - nicht. »Der Stadt ist durch die Verzögerung kein Nachteil entstanden - außer der Zeit. Und das ist schade.« Für den Investor selbst ist die Situation jetzt, mitten in der Wirtschaftskrise, »zumindest nicht leichter« geworden. Doch Claudius Rall ist zuversichtlich. »Das ist ein besonderes Gebäude für individuelle Lösungen, da werden wir sicher gute Mieter finden.«

Erst jetzt startet er ernsthaft die Suche. In den vergangenen Jahren standen zwar schon Interessenten auf der Matte, doch solange der »Schwebezustand« nicht beendet war, wollte das Unternehmen auch keine Zusagen machen. »So etwas kann auch schief gehen.« Ausschau hält Claudius Rall beispielsweise nach einem Gastronom, denn die Hälfte des Erdgeschosses ist für eine Gaststätte mit Gartenwirtschaft zum Frankonenweg hin vorgesehen. In der anderen Hälfte soll auf 450 Quadratmetern ein Ladengeschäft entstehen. Der Clou: Der rosarote Flachbau wird abgerissen, der Vorplatz umgestaltet mit Grünzonen, Parkplätzen und einer anderen Einfahrt. Ans historische Gebäude kommt als Eingang zum Laden ein verglaster Anbau.

Sehr »glaslastig« werden auch andere Bereiche ausfallen. »Es muss modern und elegant sein und darf sich mit der historischen Substanz nicht beißen«, nennt Claudius Rall den Grund. So werden beispielsweise die riesigen, ziemlich unschönen Einfahrtstore zur Lederstraße hin durch Glasfassaden ersetzt: Ging's bei der Feuerwehr in den vergangenen Jahrzehnten ausschließlich um die Funktionalität des Gebäudes, spielt für die neue Nutzung Ästhetik eine entscheidende Rolle.

Im ersten und zweiten Geschoss entsteht auf 1 400 Quadratmetern Gewerbefläche. Wie und für wen, das ist noch völlig offen. »Wir können flexibel auf die Nutzerwünsche reagieren«, sagt Rall. Der Investor hat aber auch eine romantische Ader, denn den Turm hat er für eine dreigeschossige, offen gestaltete Wohnung vorgesehen. Schöne Aussichten auch für die künftigen Bewohner des dreigeschossigen Neubaus hinter der alten Feuerwache, denn die können direkt auf die Echaz schauen. Drei Gewerbe- und sieben Wohneinheiten wird es im neuen Haus geben, Tiefgarage inklusive.

§§ »Das ehemalige Spritzenmagazin ist etwas Einmaliges«   Sämtliche Umbauten im historischen Gebäude müssen eng mit dem Denkmalamt abgestimmt werden. Die Grundsubstanz, sagt Claudius Rall, »ist super«, doch im Innern gibt es viel zu tun. »Da müssen wir einiges machen, damit es technisch auch gut ist.« So wird beispielsweise die Elektrik erneuert, sogar ein Aufzug eingebaut.

Ob Schlauchwaschanlage, Notleitsystem oder Fahrzeughalle - die profanen Überbleibsel aus der Feuerwehrära verschwinden, während beispielsweise die Tore an den äußeren Gebäudeseiten den historischen Rundbögen nachgebildet werden. »Sehr aufwendig«, verrät Rall, nicht aber die Investitionssumme des Vorhabens. Nur so viel: »Ein paar Millionen brauchen wir schon.«

Trotz des Hickhacks im Vorfeld hat sich Claudius Rall seine Begeisterung für das Projekt bis heute bewahrt. »Das ehemalige Spritzenmagazin ist etwas Einmaliges, das ist für die Stadt ganz wichtig und für uns auch«. Den Reutlingern verspricht er ein »echtes Aha-Erlebnis«, wenn die alte Feuerwache nach dem Umbau in neuem Glanz erstrahlt. Und das schon von außen: Mit einem Spezialreinigungsverfahren rückte man probehalber der verdreckten Backsteinfassade an die Substanz - mit äußerst verblüffendem Ergebnis. »Das strahlt jetzt richtig«, sagt Claudius Rall. Und strahlt gleich mit. (GEA)

 

Quelle:Generalanzeiger Reutlingen

http://www.gea.de/region+reutlingen/reutlingen/+das+wird+ein+aha+erlebnis.747457.htm