Kreisfeuerwehrverband Reutlingen

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Bis an die Grenzen der Belastbarkeit…

Pfullingenvon Dietmar Rall, Feuerwehr Pfullingen

Nachdem die Einsatzkräfte der Feuerwehr Pfullingen bereits im Juni diesen Jahres durch die langanhaltenden Regenfälle und das extreme Hochwasser der Echaz über das üblich Maß hinaus gefordert waren und die Zahl der Einsätze stetig zunimmt, brachten wiederum Extremwetter, die kurz hintereinander den Landkreis Reutlingen  trafen, die Einsatzkräfte an die Grenzen des im Ehrenamt machbaren.

Am Sonntag 28. Juli fegte ein gewaltiges Gewitter mit Sturm und Hagel über den Landkreis  Reutlingen hinweg. Das in Deutschland verhältnismäßig seltene Phänomen einer solch großen, auch als Superzelle bezeichneten Gewitterentwicklung verursachte eine Schneise der Zerstörung. Am schlimmsten betroffen waren das Stadtgebiet von Reutlingen sowie der weitere nördliche Landkreis.    

Ab Sonntag 28. Juli - 17.15 Uhr war die Feuerwehr Pfullingen praktisch die komplette Woche im Dauereinsatz. Zwar wurden die Kernstadt und die meisten Wohngebiete von schwerem Hagelschlag verschont, doch bot insbesondere das Gewerbegebiet Steinge im Norden der Stadt ein Bild der Zerstörung. Zahlreiche Fenster und Dachverglasungen wurden zerstört, teilweise komplette Fassaden durchlöchert und Dächer von Industriegebäuden mit mehreren Hundert Quadratmetern Fläche abgedeckt bzw. zerstört und beschädigt. In einige Gebäude drang Wasser ein und drohte ganze Produktions- und Lagerhallen zu überfluten.

Bäume stürzten um, viele Ampelanlagen wurden durch den Sturm zerstört und im Bereich der Schlossstraße kippte ein Strommast in die Echaz. Darüber hinaus kam es infolge des Unwetters in der Erstphase des Einsatzes zur Auslösungen von 4 automatischen Brandmeldeanlagen in Industriebetrieben.

Am Sonntag, Montag und Dienstag war die Feuerwehr Pfullingen mit allen verfügbaren Kräften und Fahrzeugen im Stadtgebiet Pfullingen im Einsatz um die schlimmsten Unwetterfolgen einzudämmen. Insbesondere galt es, undichte und beschädigte Dächer soweit abzudichten, dass bei Regenfällen keine weiteren Sachschäden entstanden. Außerdem mussten Äste und Bäume aus dem Weg geräumt, Verkehrswege teilweise unter Einsatz von Schneepflügen geräumt und Wasserschäden beseitigt werden. Insgesamt war die Feuerwehr in Pfullingen an den ersten drei Tagen nach dem Unwetter an 88 Einsatzstellen gefordert. Darüber hinaus kam es neben den unwetterbedingten Einsätzen zu weiteren Alarmierungen, unter anderem wurde eine Person nach einem Verkehrsunfall aus einem umgestürzten PKW befreit, im städtischen Freibad eine Personengefährdung durch Insekten beseitigt und am Georgenberg einer Rauchentwicklung auf den Grund gegangen. Unterstützung erfuhren die Einsatzkräfte durch die Kollegen der Feuerwehr Trochtelfingen und Mitarbeiter des Städtischen Bauhofs. Insgesamt wurden während dieser 3 Tage insgesamt 222 Einsatzkräfte an den verschiedenen Einsatzstellen eingesetzt, die dabei zusammen 1381 Einsatzstunden leisteten.

Ab Dienstag unterstützte die Feuerwehr Pfullingen zusätzlich die Kollegen in der Nachbarstadt Reutlingen. An 12 Einsatzstellen im Stadtgebiet Reutlingen wurden Fahrzeuge aus Pfullingen eingesetzt, insgesamt 27 Einsatzkräfte leisteten dabei wiederum 326 Einsatzstunden.


Die letzte Einsatzstelle in Pfullingen war gerade abgearbeitet, als ein weiteres heftiges Hagelgewitter den  Landkreis Reutlingen traf. Diesmal waren insbesondere die Gemeinden auf der Reutlinger Alb betroffen. Hagelgeschosse mit einem Durchmesser von bis zu 10 cm richteten insbesondere in Sonnenbühl erhebliche Schäden an. Am Dienstag, 06. August ab 15.38 Uhr wurden die Einsatzkräfte durch entsprechende Unwetterwarnungen in Alarm- bzw. Einsatzbereitschaft versetzt.

In Pfullingen galt es aber lediglich an zwei Einsatzstellen Dächer erneut abzudichten, die bereits beim Hagelsturm der Vorwoche beschädigt waren. Ab 16.00 Uhr  rückten dann in Folge insgesamt 9 Fahrzeuge mit 35 Einsatzkräften aus Pfullingen zur Überlandhilfe nach Sonnenbühl aus. Gemeinsam mit Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis und darüber hinaus wurden zahlreiche Dächer notdürftig abgedichtet bzw. gesichert. Außerdem unterstützte die Führungsunterstützungseinheit die örtliche Einsatzleitung bei der Erfassung, Dokumentation, Erkundung und Koordinierung der eingehenden Einsatzmeldungen. Gegen 01.00 Uhr wurde die Einsatztätigkeit eingestellt, da die Unfallgefahr (Dunkelheit, Regen,…)für die eingesetzten Kräfte zwischenzeitlich zu hoch geworden war.

Am Mittwoch, 07.08.2013 ab 07.00 Uhr  wurde der Einsatz in Sonnenbühl fortgesetzt. Wiederum 9 Einsatzfahrzeuge mit 32 Einsatzkräften waren ganztägig damit beschäftigt, beschädigte Dächer zu sichern und die örtliche Einsatzleitung zu unterstützen. Insgesamt 446 Einsatzmeldungen wurden dabei während dieser beiden Tage erfasst, dokumentiert, erkundet und koordiniert.  25 Einsatzstellen wurden durch Kräfte der Feuerwehr Pfullingen selbsttätig abgearbeitet. Dabei leisteten die  insgesamt 67 eingesetzten Kräfte der Feuerwehr Pfullingen wiederum 756 Einsatzstunden.

Hoch motiviert arbeiteten die Einsatzkräfte, oft stundenlag und ohne Pause,  die Einsatzstellen ab und konnten so weitere Schäden verhindern  bzw. dazu beitragen das Firmen ihre Produktion und ihren Verkauf wieder aufnehmen und fortführen konnten, bzw. das Wohngebäude bewohnbar blieben. 

Kräfte der Sondereinheiten  „Höhenrettung“  und „Führungsunterstützung“ konnten mit ihrer speziellen Ausbildung und Ausrüstung einen wertvollen Beitrag zur schnellen und effektiven Hilfe, sowohl in Pfullingen wie auch im Landkreis Reutlingen, leisten.

Wieder einmal  wurde uns deutlich vor Augen geführt wie wichtig für jede Gemeinde und Stadt eine gut ausgebildete und ausgerüstete Feuerwehr  ist, um alltäglich und in extremen Situationen das öffentliche Leben aufrecht zu erhalten, sowie Leib und Leben und Hab und Gut eines jeden Einzelnen zu schützen!

Bei aktuell 352 Einsätzen (Brände, Hilfeleistungen, Unwettern,….) der Feuerwehr Pfullingen im Jahr 2013, möchte ich mit dem  Zitat von Carl Metz

„Es handelt sich aber nicht allein um die Anschaffung von Löschgeräten, denn die Werkzeuge sind tot, aber die Nächstenliebe und der feste Wille, im Falle der Not helfen zu wollen, müssen lebendig bleiben.“ 

aber auch nochmals eindringlich darauf hinweisen, dass  nur durch das persönliche Engagement und das Zurückstellen der eigenen Belange und Interessen eines jeden einzelnen Feuerwehrangehörigen, die Unterstützung der Familien und der Arbeitgeber , sowie die gegenseitige Hilfe der Feuerwehren untereinander, es möglich ist solche Leistungen zu erbringen und solche Situationen zu beherrschen.

Allen Feuerwehrangehörigen gilt hierfür Dank, Respekt und Anerkennung!

Für die Zukunft müssen wir uns aber auch die kritische Frage stellen wie wir dieser Entwicklung Rechnung tragen können und unsere ehrenamtlichen Kräfte bei ihrer Arbeit  unterstützen und entlasten.

Weitere Informationen über die Feuerwehr Pfullingen finden sie im Internet unter:

www.feuerwehr-pfullingen.de