Kreisfeuerwehrverband Reutlingen

Suchergebnis löschen

Anfangs musste jeder anpacken

von GEA

Feuerwehr - Freiwillige in Bronnweiler feiern am Samstag 125-Jähriges. Im Herbst Tag der offenen Tür und Hockete
Anfangs musste jeder anpacken

VON HOLGER DAHLHELM

 

REUTLINGEN-BRONNWEILER. Feuer und Wasser - beides ist eine Bedrohung: Gerade in Bronnweiler wissen das die Leute, denn einst waren die Überschwemmungen am Ufer der harmlos anmutenden Wiesaz gefürchtet, und wehe, wenn der rote Hahn auf eines der Gehöfte stieg! Dann musste jeder aus dem Flecken mit anpacken, um zu retten, was zu retten war. Auch die Frauen waren selbstverständlich gefordert, ihren Platz in den Eimerketten einzunehmen. Vor 125 Jahren lenkte die Gemeinde das Lösch- und Rettungswesen in neue Bahnen und gründete eine Freiwillige Feuerwehr: ein guter Grund zu feiern für die heutige Abteilung der Reutlinger Gesamt-Feuerwehr. An diesem Samstag (19.30 Uhr) gibt es einen Festakt in der örtlichen Turn- und Festhalle, am 11. und 12. September einen Tag der offenen Tür und eine Hockete für die ganze Bevölkerung.

Anfang mit Handspritze In manchem Jahr beschränkt sich die Zahl der Einsätze auf ein paar, in anderen klettert sie, wie es der Zufall will, auf rekordverdächtige Höhen. Für Ralf Glaunsinger, seit 2007 Abteilungskommandant, und seine rund zwanzig Mannen heißt es so oder so: Sie müssen sich und ihre Ausrüstung fit halten.

Denn schon morgen kann es sein, dass ihre Trupps bis an die Grenzen gefordert werden, sei es durch Einsätze am Ort, sei es durch Notrufe aus benachbarten Stadtteilen, wenn dort ein Großbrand wütet oder eine Umweltkatastrophe droht. Denn im Rettungswesen der Stadt haben, trotz der Berufsfeuerwehr, die Freiwilligen ihren festen Platz und stehen ihren Mann. Auch wenn, wie kürzlich beim Scheunenbrand unterhalb der Bronnweiler Friedenslinde, die Sache noch mal glimpflich abgeht.

Bereits 1836 (so schreibt Heinz Reiff in seiner Dorfchronik »Am Webstuhl der Zeit«) erwarb Bronnweiler eine Handfeuerspritze, zwei Jahre darauf wurde Schreiner Hoch zum Spritzenmeister bestellt. Es sollte jedoch noch ein halbes Jahrhundert vergehen, bevor ein »Rottenmeister« (Johannes Kümmerle) eingesetzt und eine regelrechte Mannschaft aufgestellt wurde.

1885 - im selben Jahr hatte Württemberg eine neue Landesfeuerlöschordnung ausgerufen - kaufte Bronnweiler eine Spritze auf einem Pferdefuhrwerk, und am 3. November 1886 führte sie (laut Reiff) eine Pflichtfeuerwehr ein. Ihr Inventar: besagte Lafette, 50 Meter Schlauch, acht Leitern zum Anlegen, zwei Feuerhaken, 16 Löscheimer und, immer noch im Einsatz, die fünfzig Jahre alte »Handtragspritze mit drei Schläuchen, leistungsfähig«. Als Gerätehaus herhalten musste die frühere Kelter.

Eine Sirene zur Alarmierung der Feuerwehrleute schaffte Bronnweiler erst 1960 an. Bis dahin erscholl ein Hornsignal: Für vierzehn Mark hatte das Dorf 1926 die Tröte beschafft, die auch noch 1932 beim Umbau der Pfarrscheuer zum Spritzenmagazin Dienst tun musste, »an der Außenwand des Magazins für jedermann zugänglich«.

Nachwuchs ist kostbar Das heutige Gerätehaus mit Schulungsräumen besitzt Bronnweiler seit 1978, und die Ausrüstung seiner Feuerwehr ist zwar klein, aber auf dem Stand der Technik. Zum Löschfahrzeug vom Typ 8/6, das mit seinem eingebauten Tank für die ersten Brandbekämpfungsmaßnahmen ausreichend ausgestattet ist, kommt ein Transportwagen für die Mannschaft.

Ihre Sollstärke (zwanzig Leute) hält die Abteilung, wie Kommandant Ralf Glaunsinger melden kann. Zwei Nachwuchskräfte kommen demnächst zu den Aktiven. Die Jugendfeuerwehr, wo sie gelernt haben, ist allerdings einigermaßen schwach besetzt. Nicht, dass die jungen Menschen in Bronnweiler weniger für die Feuerwehr übrig hätten als anderswo. Aber das Dorf ist eben einfach recht klein. (GEA)